2018-2020
Der noch im Königreich Hannover geborene Georg Fröhlich studierte nach der Gründung des deutschen Kaiserreich 1873-1874, als Schüler Conrad Wilhelm Hases Architektur in Hannover. Ab 1891 war Fröhlich Stadtbaurat von Linden, die damals noch als eigenständige Stadt vor den Toren Hannovers lag. Er schuf vor allem Schulgebäude zu deren Gestaltung er die Architekten Alfred Sasse und Carl Arend beauftragte. Die Fassadengestaltung des Schulgebäudes Beethovenstraße 1901-1904 geht auf Alfred Sasse zurück.
Das Vorderhaus liegt direkt an der Beethovenstraße und ist ein dreigeschossiger Massivbau aus rotem Klinkermauerwerk mit gelben Sandsteinverzierungen und Verkleidungen in einem historisierenden Stil. Das Haus ist durch drei, mit seitlichen Volutenelementen verzierte Giebelflächen gegliedert. Einen mittigen großen Hauptgiebel und zwei äußere etwas kleinere Seitengiebel. Die Giebel und die dazwischen liegenden traufständigen Gebäudeteile sind mit Sandstein verkleidet. Auf der linken Seite schließt ein Anbau an das Haupthaus an, der früher im Erdgeschoss als Turnhalle und 1.Obergeschoss als Aula genutzt wurde. Das auf der Grundstücksrückseite liegende Hinterhaus ist viergeschossig (inkl. genutztem Dachgeschoss) und ist ebenfalls in Massivbauweise errichtet, aber wesentlich schlichter in der Fassadenausgestaltung gehalten. Es besitzt einen aus der Mitte gerückten Giebel mit Putzvoluten. Die beiden Häuser sind über einen Pausenhof verbunden.
2. Rettungsweg
Die Anforderungen eines Schulgebäudes an den Brandschutz und die Frage einer behinderten gerechten Erschließung waren die planerischen Anforderungen an die Bauaufgabe. Die Platzierung des Fluchttreppenhauses und des neuen Aufzuges ergab sich aus der Geometrie des Gebäudes mit seinem zentralen Treppenhaus, den davon abgehenden geraden Fluren und dem seitlichen Parkplatz, der sich auch im Eigentum der Landeshauptstadt befindet. Für die Erschließung der neuen Fluchttreppenanlage wurden ehemalige Flurfenster als Fluchttüren hergerichtet.
Die einzelnen notwendigen Bauteile der Fluchttreppe und des Aufzugsturms mit ihrer eigenen Geometrie ergaben noch kein Gebäude, was als gleichberechtigter Partner dem baulich reich verzierten Altbau zugeordnet werden konnte. Wir haben uns sehr früh dazu entschieden den Bauteilen eine verbindende Hülle zu geben, die sich in ihrer Anmutung als modernes, gleichberechtigtes Bauteil neben dem Altbau behaupten sollte und diesen dann im besten Sinne ergänzt.Nach vielen Versuchen und Untersuchungen mit verschiedenen Materialien in unterschiedlichen Lochmustern haben wir uns für rotfarbiges vorpatiniertes Zinkblech entschieden. Das Rotbraun des Zinkblechs, was immer noch die Oberfläche des Materials zeigte, eignete sich hervorragend als moderner Partner für den vorhandenen Klinker des Altbaus. Die eigenständige Lochung, die wir uns von der Struktur der vorhandenen Klinkerfassade abgeschaut haben, musste nach statischen Vorgaben einen Lochanteil von 50 % generieren. Ausgeführt wurde eine Zinkblechplatte mit einer Stärke von 1,0 mm an einer Aluminium Unterkonstruktion. Damit die Zinkblechplatten in ihrer Größe eine ausreichende Steifigkeit entwickeln, wurde zweiseitig eine kleine Umkantung hinzugefügt. Diese, gewollte, in der Fassade sichtbare Aufkantung verleiht der neuen Fassade eine zusätzliche Struktur mit einem schönen Fassadenschatten. Der in die Fassadenstruktur integrierte Aufzugsturm, der teilweise aus Stahlbeton, teilweise als Stahlkonstruktion hergestellt war, wurde mit einer Winkelstehfalzfassade aus dem gleichen Material in einer dünneren Materialstärke ausgeführt.
Die rotbraune, gebogene Zinkblechfassade mit der rechteckigen Klinkerlochung sieht am Tag eher geschlossen aus, als ein modern angefügtes eigenständiges Bauteil. Die Wirkung der gelochten Fassade in der Dämmerung mit der Beleuchtung des Treppenhauses ist fast entmaterialisierend und lässt so dem denkmalgeschützten Altbau den Vortritt.